Das Joy House Club-Interview

Veröffentlicht am 30.04.2024 10:14
Club-Interview Joy House

In nicht enden-wollender Stereotypie findet man in Schweizer und deutschen Medien ungenaue und subjektive Informationen über die Arbeitsbedingungen von Sexworker:innen. In diesem Zusammenhang und im Rahmen eines umfassenderen Berichts, den wir von myLadies erstellt haben (Bericht hierzu folgt in Kürze), um derartige Anschuldigungen zu entkräften, haben wir uns mit dem Joy House, das in Rothrist und Waltenschwil im Kanton Aargau in der Schweiz ansässig ist, in Verbindung gesetzt und nach den Arbeitsbedingungen, den Regularien und den Massnahmen zum Schutz von Sexarbeiter:innen gefragt und ob es tatsächlich vorkommt oder gar gängige Praxis ist, dass Dokumente einbehalten oder Fälle von Menschenhandel zwecks sexueller Ausbeutung bekannt sind.

Die Antworten die uns das Joy House gegeben hat, sind sehr aufschlussreich. Wir laden Sie ein, dieses Interview ohne Vorurteile zu lesen, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wie das Geschäft mit der sexuellen Dienstleistung in der Schweiz funktioniert.

Frage: Werden in der Schweiz strenge und regelmässige Kontrollen durchgeführt?

Joy House: Ja, wir werden regelmässig von der Polizei kontrolliert. Sie prüfen die Zuständigkeit, Beschäftigungsverhältnisse und die Berechtigungen für die Arbeit, wie Ausweis und Arbeitserlaubnis. 

F: Werden die Frauen in Ihrem Club angemeldet oder nicht? Hat die Polizei eine Übersicht darüber, wer und wo arbeitet?

Joy House: Alle Frauen sind bei uns für erotische Dienstleistungen angemeldet oder verfügen über eine Arbeitsbewilligung. Nur Schweizer und Schweizerinnen müssen nicht angemeldet sein. 

F: Wie kommen die Sexarbeiter:innen zu Ihnen oder wie finden sie den Weg zu Ihrem Club?

Joy House: Die meisten Damen auf Empfehlung von Freundinnen oder sie schreiben uns einfach an.

Sie sehen unsere Studios im Internet und melden sich direkt bei uns.

F: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Sexarbeiter:innen in Ihrem Club bzw. Studio?

Joy House: Die Damen haben ihr eigenes Zimmer zum Arbeiten und schlafen. Es gibt eine Küche zum Kochen, eine separate Terrasse oder einen Garten – zum Bsp. für Raucherinnen. Im Haus selbst wird nicht geraucht. Wir stellen den Frauen alles zur Verfügung, was sie zum Arbeiten brauchen. Eine Rezeptionistin kümmert sich um das Telefon und empfängt auch die Gäste. 

F: Welche Massnahmen ergreifen Sie, um den Frauen ein sicheres und angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten?

Joy House: Wir haben normale Öffnungszeiten. Eine geregelte Ruhezeit zur Erholung ist immens wichtig. Der Zugang zum Haus ist kameraüberwacht. Wir empfangen keine Männergruppen, keine alkoholisierten oder unter Drogeneinfluss stehenden Gäste, die Frauen können generell Gäste ablehnen, es gibt eigene Zimmer, wo alles zur Verfügung steht, was sie für die Arbeit brauchen und einen gemütlichen Pausenraum. Wir stellen Mineralwasser und Kaffee / Tee zur Verfügung und achten auf Hygiene & Sauberkeit.

F: Stimmt es, dass den Damen der Pass oder Ausweis entzogen wird? Geschieht das, weil die Frauen darum bitten, Ihr sie bei einer Kontrolle allesamt griffbereit habt oder macht Ihr das um die Ladies an Euch zu binden? Und ist es tatsächlich so, dass Ihr einen Grossteil ihres Umsatzes einbehaltet?

Joy House: Gar nicht und das gilt für beide Fragen. Wir führen legale Bordelle und haben noch nie einen Ausweis entzogen. Und bezüglich des Umsatzes, wir sind nicht prozentual an den Umsätzen der Damen beteiligt. Die Damen können ihr Geld immer behalten. Wir bekommen einen festen Betrag für die Nutzung unserer Räumlichkeiten, Personal (Hausdame) und für unsere gesamte “Logistik”. Wir organisieren die Werbung, unterstützen die Frauen bei ausser Haus-Terminen und haben unser Haus mit viel Arbeit zu einer der lukrativsten Adresse gemacht, wo sich das Arbeiten lohnt. Deshalb haben wir auch so viele Anfragen von Damen.

F: Gibt es bei Ihnen eine Kleiderordnung für die Arbeit?

Joy House: Nein, die Damen haben freie Wahl und können alles tragen, was sie sexy finden und gerne anziehen. 

Bei uns müssen sich die Damen den Gästen nicht “vorstellen wie im Zoo“ 1, wie ich das jüngst kopfschüttelnd lesen musste. Allein dieser Vergleich mit der Tierwelt ist so primitiv und bestätigt mal wieder die Voreingenommenheit gegenüber unserer Branche. Wenn Gäste ohne festen Termin bei uns erscheinen und auch keine Wunschdame haben, bieten wir sowohl dem Gast als auch den Frauen die Möglichkeit sich kurz kennenzulernen und abzuwägen, ob die Chemie stimmt. Das ist auch das Normalste in der freien Wirtschaft, dass ein Unternehmen oder Selbstständiger sich vorstellt, wenn man sich um eine Auftragsvergabe bewirbt. (Quelle: 1 Im Netz der Menschenhändler von Henry Habegger)

F: Werden in Ihrem Club alkoholhaltige Getränke an die Gäste ausgegeben und konsumieren die Damen dadurch regelmässig mit?

Joy House: Nein wir sind ein Studio ohne Barbetrieb, heisst wir verkaufen keine (alkoholischen) Getränke und für die Damen gilt generell Alkoholverbot. Was die Frauen in ihrer Freizeit und ausserhalb des Hauses machen, geht uns freilich nichts an.

F: Welche Massnahmen ergreifen Sie, um die Sicherheit der Damen und des Personals zu gewährleisten?

Joy House: Wir sind ein Studio ähnlich wie ein Coiffeur- Kosmetik- oder Massagesalon. Bei uns schätzen die Gäste Sauberkeit und Diskretion. Wir zahlen keine Schutzgelder, lassen uns nicht mit Frauen beliefern (Menschenhandel) und hatten noch keinen solchen Vorfall. Bordell-Security oder Notrufsysteme wie es das Prostituiertenschutzgesetz bei unseren Nachbarn in Deutschland vorschreibt, machen bestimmt einen guten Eindruck, sind aber hier in der Schweiz völlig überzogen.

Wir arbeiten mit einer Hausdame, sie ist während der Öffnungszeiten immer vor Ort. Das und auch, weil immer mehrere Frauen bei uns tätig sind, ist niemals eine Dame ganz allein.
Diese Zusammengehörigkeit stärkt auch das Gefühl der Sicherheit. Wie ich Ihnen vorher schon sagte, haben wir überdies Kameras, die eine präventive Wirkung gegen Einbruch- und Überfälle haben. Und dann vertrauen wir natürlich auf die hiesige Polizei, die wir nicht als Feind sondern als Freund ansehen.
Und wenn Sie Sicherheit in Verbindung mit Gesundheit meinen, dann kann ich Ihnen kompromisslos sagen, dass wir verantwortungsbewusst auf die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr bestehen. Gleitmittel, Kondome und Hygieneartikel stellen wir bereit.

Für die Bereitschaft dieses Interview mit uns zu führen, möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich beim Joy House bedanken.

Nachdem wir nun wissen, wie die Bedingungen für Sexworker:innen in einem Erotikstudio bzw. Club sind, haben wir uns natürlich auch noch die Meinung einer Sexarbeiterin / Erotikdienstleisterin eingeholt und uns dazu mit Mia May getroffen.



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